Author name: Vienna Research Blog on the Global History of Refugees

Alma Rosé Preisträgerin 2024, Elisabeth Schroll

945 besetzte die sowjetische Armee Berlin und entmachtete die Nationalsozialisten. Ihre Machtübernahme betraf neben der politischen Ebene auch Unternehmen, die die Besatzer beschlagnahmten und später häufig enteigneten. So auch die Teppichhandlung des in NS-Kreisen aktiven Hansjoachim Quantmeyers, die beschlagnahmt, zunächst treuhänderisch weitergeführt und 1949 ersatzlos enteignet wurde. Sämtliche verfügbare Warenbestände gingen in das Volkseigentum der DDR ein – hierunter, wie seinerzeit bereits bekannt war, wahrscheinlich NS-verfolgungsbedingt entzogene Objekte. In einem Staat, der sich selbst antifaschistisch nannte, wirft dies viele Fragen auf. Gab es Versuche, die Objekte zurückzugeben oder ihre wahren Eigentümer*innen zu ermitteln? Wohin wurden die Teppiche verbracht? Welche Unterlagen sind heute noch verfügbar, und worüber geben sie Auskunft?

Alma Rosé Preisträger 2024, Hendrik Althoff

Als Teil der antisemitischen Verfolgungspolitik des Nationalsozialismus wurden nicht nur Privatpersonen und Unternehmen um ihr Eigentum gebracht. Auch die jüdischen Gemeinden im Deutschen Reich waren von einer systematischen Enteignung betroffen. Das immense Kapital, das dabei durch erzwungene Verkäufe transferiert wurde, bestand zum Großteil aus einer Vermögensart, die in der Forschung zur NS-Raubpolitik bislang nur wenig Beachtung gefunden hat: Grundstücke und Gebäude. Mit diesem Verlust wurden die jüdischen Gemeinden nicht nur um beträchtliche ökonomische Werte gebracht. Synagogen, Wohlfahrtseinrichtungen, Schulen und andere Orte, die der jüdischen Gemeinschaft kollektiv gehörten und gemeinsam genutzt wurden, hatten auch eine vergemeinschaftende und identitätsstiftende Funktion für die Gemeinden, denen sie zugleich zur Repräsentation nach außen dienten. Durch die Enteignung der dazugehörigen Grundstücke wurden so auch wichtige soziale und emotionale Orte jüdischen Lebens zerstört. Um eine Rückerstattung mussten die neu gegründeten jüdischen Gemeinden in der jungen Bundesrepublik häufig lange kämpfen – und zwar an gleich zwei Fronten: Sie sahen sie sich nicht nur mit einer abweisenden deutschen Bürokratie konfrontiert, sondern auch mit starken jüdischen Stimmen, denen ein Neubeginn im „Land der Täter“ unmöglich erschien. Der Streit für eine ökonomische „Wiedergutmachung“ hing so eng zusammen mit der Frage danach, ob jüdisches Leben in der deutschen Nachkriegsgesellschaft wieder einen Platz finden konnte und sollte.

Alma Rosé Preisträgerin 2024, Astrid Wenz

In ihrer Sammelbandbeitrag zur Wiener Ringstraßengesellschaft schrieb Beatrix Bastl: „Wir sollten uns dessen erinnern, was wir diesen Familien alles verdanken.“ Sie sprach hier vor allem von den jüdischen Familien, die sich an der Wiener Ringstraße ihre repräsentativen Palais‘ schufen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich 1938 wurden viele Familien Wiens, die zuvor zur Elite der Stadt gehörten, mit einem Schlag zu Ausgestoßenen.

Eine dieser betroffenen Familien waren die Ephrussis, eine ursprünglich aus der heutigen Ukraine stammende Bankiersfamilie. Bereits im April 1938 wurde der Patriarch Viktor Ephrussi verhaftet und musste unter Zwang sein gesamtes Vermögen abgeben. Im Gegensatz zu vielen anderen gelang der Familie jedoch die Flucht aus Wien. Verstreut über Großbritannien, die USA, Mexiko und Japan überlebten Viktors vier Kinder den Krieg, er selbst starb 1945 wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Anna Rendl – “Both violins and all the jewelry are safe!”

“Both violins and all the jewelry are safe!”[1] – Rescuing Jewish Property from National Socialism from a musician’s perspective. by Anna Rendl 1937 marked the 200th anniversary of the death of the famous Italian violin maker Antonio Stradivari and the Austrian daily newspaper Der Wiener Tag published an article in which it drew attention to …

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Alma Rosé Preisträgerin 2023, Lara Raabe

Alma Rosé Preisträgerin 2023, Lara Raabe, Roma im Nürnberger Einsatzgruppen-Prozess 1947/48. Narrative, Quellen und Historiographie. Für sein 2009 publiziertes Gutachten zum nationalsozialistischen Völkermord an den Roma in der besetzten Sowjetunion hat Martin Holler erstmalig neues Material aus osteuropäischen Archiven erschlossen, das zuvor nicht zugänglich war. In seiner Studie kann er nachweisen, dass ab 1942 ein …

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Alma Rosé Preisträgerin 2023, Anja Breloh

Alma Rosé Preisträgerin 2023, Anja Breloh: Der Kunstbesitz der Familie Kolker aus Breslau. Eine Spurensuche. Am 16. März 1959 meldete Berndt Lothar Kolker (1916‒1990), wohnhaft in Kansas City, Missouri, auf Grundlage des 1957 erlassenen Bundesrückerstattungsgesetzes (BRüG) bei den Berliner Wiedergutmachungsämtern rückerstattungsrechtlichen Schadensersatz für Gemälde an.[1] Es handelte sich um vier Ölbilder von Anselm Feuerbach, Lovis …

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Alma Rosé Preisträgerin 2023, Andrea Berger

NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter innerhalb der Sammlungen stellen bis heute für fast alle österreichischen Museen eine Herausforderung dar: Unzählige Objekte mit Biografien, die unweigerlich mit der Ungerechtigkeit der NS-Zeit verknüpft sind, befinden sich bis heute in den Museen – sei es, weil die rechtmäßigen Eigentümer:innen bzw. deren Rechtsnachfolger:innen noch nicht ausfindig gemacht werden konnten oder weil ihnen die nötigen Ressourcen fehlen, um die Objekte zu übernehmen. Ebenfalls zu beachten sind jene Objekte, die sich nach erfolgreichen Restitutionen aufgrund von Schenkungen, Leihgaben oder Ankäufen erneut in den Museen befinden oder erst nach 1945 in die Museen gelangen. Nicht nur hinsichtlich dieser Objekte, sondern auch hinsichtlich der Lücken innerhalb von (Schau)Sammlungen, die durch Restitutionen entstanden, drängt sich die Frage auf, die Museen mit diesen Herausforderungen umgehen, die sich in den Bereichen NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter, Provenienzforschung und Restitution ergeben. Die Bundesmuseen sind hierbei keine Ausnahme und unterliegen durch die Verankerung im Bundesmuseen-Gesetz[i] und der damit einhergehenden Verpflichtung zur Einhaltung des Kunstrückgabegesetzes[ii] besonderen Vorschriften, wobei diese keine Empfehlungen zum Umgang mit noch oder wieder in den Sammlungen befindlichen NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern geben. Auch wenn beispielsweise Objekte, die nach Restitutionen ihren Weg erneut in Museumssammlungen fanden, rein rechtlich keinerlei Problem darstellen, bringen sie doch ethische Probleme mit sich. Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen wurde der Frage nachgegangen, wie die österreichischen Bundesmuseen betroffene Kulturgüter, Provenienzforschung und Restitution repräsentieren. In die Untersuchung eingeschlossen wurden die Haupthäuser der Albertina, des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM), des Belvedere, des Museum für angewandte Kunst (MAK), des Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok), des Naturhistorischen Museum Wien (NHM) und des Technischen Museums Wien (TMW) inklusiver ihrer Dauer- und Sonderausstellungen, Audio- und Multimediaguides, Kulturvermittlungsprogramme, Veranstaltungen, Publikationen und sonstiger Repräsentationsleistungen, wie z.B. Raumpläne.

Exhumierung rund um Wetterfeld von Überlebenden – Kerstin Angenbauer

Exhumierung rund um Wetterfeld von Überlebenden – Kerstin Angenbauer Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Umgebung von Wetterfeld zahlreiche Massengräber entdeckt, in denen Häftlinge des Konzentrationslagers, die auf Todesmärschen starben, beigesetzt worden waren. Überlebende spielten eine wichtige Rolle bei der Identifikation dieser Gräber, indem sie ihre Erinnerungen an die Todesmärsche und Verbrechen teilten. Die …

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Die Inventare der Ermordeten auf der Strecke von Diebersried nach Pösing, Landkreis Roding – Michael Eder und Michael Holek

Die Inventare der Ermordeten auf der Strecke von Diebersried nach Pösing, Landkreis Roding – Michael Eder und Michael Holek Die Aufarbeitung der Todesmärsche in der Oberpfalz und in Niederbayern, die kurz vor der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands im April 1945 ihre Anfänge im Konzentrationslager Flossenbürg nahmen, ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Die archäologische Aufarbeitung …

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